SANIERUNGSPROJEKT „ELBTREPPE“

Sanierungsprojekt „Elbtreppe“

Rund 130 bzw. sogar 150 Jahre nach dem Erstbezug der Häuser des „Elbtreppen-Ensembles“ in Ottensen konnten im April 2016 zahlreiche Mieter in ihre auf moderne Wohnansprüche angepassten, öffentlich geförderten Wohnungen zurückkehren. Unter Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes sind in einem ersten Bauabschnitt drei der fünf Häuser bezugsfertig geworden.

Im Blickfeld der Öffentlichkeit stand die Sanierung des Ensembles am Heuberg schon von Anbeginn an. Nachdem die SAGA in den 1990er Jahren Eigentümerin geworden war, sollte das Projekt in Angriff genommen und eine zeitgemäße Wohnnutzung erreicht werden. In diesem Zusammenhang wurden zunächst sogar Komplettabriss und Neubaupläne diskutiert, die aber mithilfe der teilweisen Unterschutzstellung des im späten 19. Jahrhundert gewachsenen Ensembles verhindert werden konnten. Als unser Büro schließlich den Auftrag erhielt, die Sanierung durchzuführen, war es daher eine besondere Herausforderung die Belange des Denkmalschutzes, die Bedürfnisse der Mieter und die wirtschaftliche Vertretbarkeit der Maßnahmen des mischfinanzierten Unternehmens (teils mit öffentlichen Mitteln, teils frei finanziert) miteinander in Einklang zu bringen.

Das älteste der Gebäude (Haus 15 a/b) ist aufgrund seiner bautypologischen Einstufung als Sahlhaus von besonderem historischen Wert. Von dem Bautyp des „Sahlhauses“, der ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als Hinterhofbebauung in Hamburg verbreitet war, haben sich nur noch wenige Vertreter erhalten. Zurückzuführen ist dies nicht zuletzt darauf, dass die eng geschnittenen und auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Sahlhäuser nur schwerlich mit modernem Wohnkomfort in Einklang zu bringen sind. Dies war jedoch der besondere Reiz für uns: Historie und zeitgemäße Wohnansprüche miteinander zu vereinen, sich der Herausforderung einer denkmalgerechten Sanierung der insgesamt 7 Wohneinheiten, die durch zwei Zugänge und steile Treppen erschlossen werden, zu stellen.

Es bestand jedoch kein Zweifel daran, dass das aus Backstein in den 1860er errichtete Gebäude grundsaniert werden muss. Dies betraf sowohl die Außenhaut, als auch das Innere. An sämtlichen Wandflächen musste der alte Putz entfernt, das Fugennetz saniert und erneuert werden. Dafür wurden einzelne Steine auch herausgelöst, wobei jedoch möglichst auf eine Wiederverwendung des alten Materials geachtet wurde. Die Wahl der Anstrichsfarbe in Ochsenblut-Rot orientiert sich an dem historischen Befund.

Bauzeitliche Fenster waren keine mehr vorhanden. Bei der erforderlichen Fenstererneuerung konnte man sich jedoch an historischen Aufnahmen orientieren. Das gesamte Gebäude erhielt denkmalgerechte Holzfenster, zweiflügelig mit Sprossen, nach innen aufschlagend, so dass das Gebäude nunmehr von außen seinem bauzeitlichen Erscheinungsbild weitestgehend entspricht.

Im Innern konnten die für Sahlhäuser typischen steilen Treppen, die in die Obergeschosse führen, mit ihren Geländern, sämtliche Türblätter, die Fußbodendielen und das Fachwerk der inneren Tragstruktur sowie die bauzeitliche Küchenhexen erhalten werden. Die Raumstrukturen wurden lediglich aufgrund des erforderlichen Einbaus von Bädern verändert. Weitere die Denkmaleigenschaft konstituierende Besonderheiten stellen der zur östlichen Giebelseite erhaltene Galgen (als Lastenaufzug für die ehemalige Nutzung des Dachgeschosses als Lager) dar und die vermutlich zweitverwendeten Hölzer im Keller, die älter als das Gebäude einzustufen sind und vermutlich aus dem Schiffsbau stammen.

Aufgrund der Hanglage des Gebäudes mussten erhebliche statische Maßnahmen an den Kellerwänden und im Fundamentbereich erfolgen, um das Gebäude als Ganzes zu stabilisieren.

Gleiches war auch im Fundamentbereich des ebenfalls unter Schutz gestellten Gebäudes, Haus 13, erforderlich, wo die bauzeitlichen Fundamente gleichermaßen abschnittsweise im Pilgerschrittverfahren in Handarbeit erneuert wurden.

Das Gebäude Nr. 13, ein Zwei-Spänner, der durch ein mittiges Treppenhaus erschlossen wird, musste auch grundsaniert werden. Nach Aufarbeitung der Klinkerfassade wurden die Wandflächen in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt rot getüncht und die Gesimsbänder in einem hellen Beige-Ton herausgearbeitet. Im Treppenhaus konnte eine aufwändige bauzeitliche Bemalung festgestellt werden, die allerdings aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht komplett freigelegt werden konnte. Ein restauratorisch aufgearbeitetes Sichtfenster vermittelt einen Eindruck von der ehemaligen Pracht. Denkmalgerecht aufgearbeitet wurden weiterhin das doppelflügelige, massive Eingangsportal, sämtliche erhaltenen Türblätter im Inneren sowie die Geländer im Treppenhaus.

Ein Zugeständnis an moderne Wohnansprüche war, dass erstmals alle sechs Wohneinheiten separate Küchen und Bäder erhielten; die Duschen waren bislang größtenteils in den Küchen eingebracht gewesen.

Eine nachhaltige Herausforderung war bei dem Gebäude die Sanierung sämtlicher tragender Holzbalken, die angelascht wurden, nachdem Holzgutachter einen ernstzunehmenden Schwamm- und Pilzbefall festgestellt hatten.

Im Bauverlauf wurden die bereits im Vorfeld befürchteten baulichen Schäden des daher nicht unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes 7/7a-b (ehem. Szene-Kneipe „Zwiebel“) offenkundig. Lediglich Teile der Erdgeschoss-Wände konnten erhalten werden. Das Gebäude wurde neu aufgebaut, wobei die alte Kubatur als Maßgabe diente. Es entstanden drei Wohnungen mit neuer Grundrissaufteilung und erstmals auch Balkone, die zur Südseite gen Elbe ausgerichtet sind. Die Wohnungen haben separate Zugänge auf verschiedenen Ebenen, die sich durch die Hanglage ergeben.

Bei dem gesamten Projekt „Sanierung des Ensembles-Elbtreppe“ war die Hangsicherung eine zentrale Aufgabe. Im Umfeld des Gebäudes Nr. 7/7a-b wurde sie mittels Winkelstützwänden aus Stahlbeton schon ausgeführt.

Aufgrund des desolaten statischen Zustands konnte das Gebäude, Haus Nr. 15c, das um 1890 rechtwinkelig an das Sahlhaus (Haus Nr. 15a-b) angebaut worden war, nicht erhalten werden. Der Rückbau ist bereits erfolgt. Aufgrund des Ensembleschutzes soll das Gebäude in einem zweiten Bauabschnitt in gleicher Kubatur wiederaufgebaut werden. Es werden darin drei neue 4-Zimmer-Wohungen entstehen. Zuvor wird jedoch in diesem Bereich eine komplette Hangsicherung durch das HDI-Verfahren, die Hochdruckinjektion von Beton, erforderlich sein.

Auch die umfassende Sanierung des als Querriegel dem Ensemble vorgelagerten Gebäudes, Haus Nr. 5/5a, steht im zweiten Bauabschnitt noch an. Hier wird ebenfalls die Trockenlegung des Hangs notwendig sein und darüber hinaus auch die teilweise Erneuerung der Stützmauer zur Straße hin. Das Gebäude wird im Inneren neu zugeschnitten, so dass hier zwei 4-Zimmer-Wohnungen als Maissonette entstehen, die eine separate, elbseitige Erschließung erhalten. Vorgesehen ist, dass das hier bislang untergebrachte Künstleratelier nach der Sanierung wieder einziehen kann.

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