KVH – HAMBURGER ÄRZTEHAUS
In den Jahren 2014 bis 2017 haben wir die Projektsteuerung für den Neubau des Ärztehauses der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) in der Humboldtstr. 56 in HH-Barmbek übernommen.
Ein Vorgängerbau aus den 1970er Jahren war aufgrund nachhaltiger baulicher Mängel abzubrechen, weiterverwendet werden konnten lediglich die Bohrpfähle der Gründung des älteren Gebäudes. Es entstand ein modernes siebengeschossiges Bürogebäude, das sich durch die verwendeten Materialien und seine geradlinige, ausgewogene Architektur hanseatisch-modern präsentiert.
Aufgrund der zurückspringenden Obergeschosse öffnet sich das Verwaltungsgebäude einerseits zum öffentlichen Straßenraum und erhebt sich anderseits als monolithischer Baukörper stolz über die umgebende Bebauung. Das Bürohaus verfügt über sieben Vollgeschosse, ein Tiefgaragengeschoss und rückwärtig zwei oberirdische Parkhausebenen. Es entstand in Massivbauweise mit einem begehbaren Stahlbeton-Flachdach und einer umlaufenden Attika. Auf den Dachflächen wurde eine extensive Begrünung angelegt, um das Mikroklima zu stärken.
Die für ca. 400 Mitarbeiter konzipierten modernen, freundlichen Büros erfüllen hohe Umwelt- und Ergonomiestandards. Darüber hinaus wurden auch die erforderlichen Sicherheitsstandards des Bundes umgesetzt, die aufgrund der besonderen Anforderung an eine Institution, die mit sensiblen personenbezogene Daten umzugehen hat, einzuhalten waren.
Gestalterisch war der Anspruch, zum einen eine klare Sprache hinsichtlich der Geschossgliederung zu sprechen, was durch regelmäßig angeordnete Fensterbänder erreicht wurde. Zum anderen sollten aber auch architektonisch Akzente gesetzt werden und verschiedene Nutzungsbereiche auch am Außenbau ablesbar sein. Ein wichtiger Punkt war beispielweise, den Eingangsbereich zu betonen, was durch die zurückspringende Glasfassade im Erdgeschoss erreicht wird. Auch die sechs unterschiedlich großen öffentlichen Veranstaltungs- und Konferenzsäle, die über das Erdgeschoss erschlossen werden, akzentuieren das Gebäude.
Über dem Galeriegeschoss, in dem sich das sog. Casino, die Kantine, mit Möglichkeiten des Austritts auf eine Terrasse befindet, erhebt sich das erste Obergeschoss, das zurückspringt, gefolgt von vier weiteren Verwaltungsetagen, in denen die Büroräume der Mitarbeiter untergebracht sind.
Dominiert wird der Außenbau von weißen Putzflächen und den geschoßgliedernden Fensterbändern, die jedoch durch die sandbunten Klinkerflächen sowie brutalistische Betonstützen im Erdgeschoß und geschoßhohe gold-eloxierte Fensterelemente aufgelockert werden. Die Materialien, die am Außenbau zum Einsatz kommen, lassen das Gebäude auch im Inneren nordisch-modern wirken. Neben betonsichtigen Elementen sind die meisten Wände weiß verputzt und nehmen in Partien den in Gelbtönen changierenden Backstein auf, der farblich eine Brücke zu dem hellen Holz der Eichentüren, z. T. der Böden, der Handläufe und auch des Mobiliars schlägt. Bei der Beleuchtung wurde auf den Kontrast von runden Lichtkegeln und schmalen Lichtbändern gesetzt.
Mit diesen Materialen und Architekturelementen wurde auch das Restaurant gestaltet, das licht und skandinavisch wirkt und aufgrund seiner Unterbringung im Galeriegeschoss spannende Ausblicke bietet. Die Ausstattung des Casinos ist zurückhaltend, zeichnet sich jedoch durch warme Farben und hochwertige Materialien der Tische und Stühle aus. Weiterhin verfügt es über ein im Natur-Holzton gehaltenes Industriestab-Eichenparkett.
Auch die sechs unterschiedlich großen Konferenzsäle zum Beraten und Tagen wurden sehr anspruchsvoll designt und mit modernster Technik ausgestattet. Hervorzuheben ist der größte, für 350 Personen ausgelegte Julius-Adam-Saal, der für Konferenzen oder Sitzungen ebenso geeignet ist wie für die alljährlichen Konterte des Ärzteorchesters. Zu diesem Saal wird der Besucher in zentraler Achse vom Haupteingang kommend unter drei Oberlichthimmeln hindurch, entlang eines „Waldes“ aus Eichstäben geführt. Der Saal selbst strahlt eine ruhige Wärme durch den flauschigen Teppich und seine sandfarbigen Backsteine aus. Eine weiße Decke aus schall-absorbierenden Lamellen wölbt sich über den hellen Raum, dessen rückwärtige Lichtquelle ihn (vom Boden bis zur Decke reichende, schlanke Fensterbänder) natürlich ausleuchtet.
Der gelbliche Klinkerstein kommt als wiederkehrendes Gestaltungselement auch im Bereich des Foyers und bei kleineren Sitzecken, die als Meetingpoints gedacht sind, sowie bei der durchdachten Gestaltung des zentralen Treppenhauses zum Einsatz.
Die mit hohem Anspruch – modern und funktional – konzipierte Treppenanlage verbindet als senkrechte Achse und zentral angeordnetes Architekturelement alle Geschosse miteinander. Das faszinierende Treppenhaus schafft eine große Transparenz, die sich von der Tiefgarage im Untergeschoss bis in den siebten Stock hinauf erstreckt. Die lichte und offene Stahl-Glaskonstruktion der Treppenanlage spielt mit senkrechten, waagrechten und diagonal verlaufenden Linien. Letzteres resultiert aus den dunklen, aber schlicht gehaltenen metallischen Gitterstäben und Treppenwangen, hinter denen sich sie die transparenten Glaselemente der Brüstungen, die hölzernen Handläufe und hellen Stufen zurücknehmen. Der Blick in den siebten Stock hinauf oder von dort hinab bis in das Untergeschoß des Bürohaueses verzaubert und macht unseren gestalterischen Anspruch auch für funktional bedingte Architekturelemente in besonderer Weise erlebbar.