PINNAU VILLA
Sanierung der neo-klassizistischen Pinnau-Villa – Baurs Park in Hamburg-Blankenese
»Alles Geschaffene ist von einem Schönheitsempfinden geprägt, welches dem Modernen zwar aufgeschlossen ist, einem wilden Experimentieren mit Tagesmoden aber keinen Raum gibt.«
Cäsar Pinnau, 1966
Als Liebeserklärung für seine Frau Ruth errichtete der bedeutende Hamburger Architekt Cäsar Pinnau (1906 – 1988) die schneeweiße achteckige Landhaus-Villa Baurs Park – in neo-klassizistischem Stil – im Jahr 1986 in nur acht Monaten Bauzeit als privates Wohnhaus. Dem Paar war es jedoch nur zweieinhalb Jahre vergönnt, das Anwesen gemeinsam zu bewohnen. Nach dem Tod ihres Mannes lebte die promovierte Kunsthistorikerin Ruth noch 22 Jahre alleine in dem Landschlösschen mit herrlichem Blick auf die Elbe. Als geschätzte Grand Dame der Hamburger Gesellschaft empfing sie dort viele erlauchte Gäste, genoss es aber auch in der beachtlichen Bibliothek ihres Hauses zu arbeiten, wo sie bis zuletzt an den Memoarien ihres Mannes schrieb, um ihm ein literarisches Denkmal zu setzen. Sie wird gerne mit dem Satz zitiert: „Ich hatte ein schönes Leben; ich kann nur dankbar sein.“
Bei der Sanierung der Residenz haben wir großen Wert auf ein weitgehend unverändertes Äußeres des Gebäudekomplexes und der denkmalgeschützten Parkanlage gelegt. Maßgabe war den klassizistisch anmutenden Charakter des zweigeschossigen oktogonalen Haupthauses mit seiner klaren Fenstergliederung, den Säulenportiken und den antikischen Vasen, die das Flachdach bekrönen, zu erhalten. Eine bauliche Veränderung am Außenbau stellen allerdings die beiden Stahl-Glas-Kuben dar, die zwischen das Hauptgebäude und die Seitenflügel eingebracht werden. Die Verwendung von Stahl und Glas für die beiden Kuben stellt zum einen bewussten Bezug zur Moderne her. Zum anderen wird durch die transparente Bauweise der Blick zur Elbe geöffnet und die moderne Zutat dem Oktogon des Hauptgebäudes nachgeordnet. Der historische Park kann nun gleichsam durch die Glaskuben in den Horizont fließen.
Unser Anspruch dabei war kein geringerer als der von Pinnau postulierte, als schöpferischer Architekt ein „Schönheitsempfinden“ zum Ausdruck zu bringen, das dem „Modernen zwar aufgeschlossen“ ist, aber kurzlebigen „Tagesmoden“ keinen Raum gibt.
Von der nach Südwest ausgerichteten Terrasse hat man einen überwältigenden Blick auf die Elbe und bis hinüber zum Alten Land. In der Parkanlage selbst wurde der gesamte wertvolle Baumbestand erhalten. Es wurden lediglich Pflegemaßnahmen durchgeführt, vorhandene Wege sowie Treppen in Stand gesetzt und ein historischer Aussichtsplatz am Hang wiederbelebt.
Cäsar Pinnau (1906 – 1988)
Der 1906 in Hamburg geborene Cäsar Pinnau begann seine berufliche Laufbahn in der väterlichen Tischlereiwerkstatt, ging 1927 zum Studium der Innenarchitektur und Architektur an die Kunstgewerbeschule nach Berlin und wechselte noch im selben Jahr an die Staatliche Hochschule für Kunst nach München.
Nach Beendigung seines Studiums wurde er Mitarbeiter von Fritz August Breuhaus de Groot in Düsseldorf und Berlin, für dessen exklusives Klientel er in erster Linie Inneneinrichtungen für Villen entwarf, aber auch mit dem Entwurf des Passagiertrakts des Luftschiffes LZ 129 Hindenburg betraut wurde. Ende der 1930er Jahre erhielt er als selbständiger Architekt zahlreiche Aufträge von Albert Speer, – eine zweifelte Liaison mit den mächtigen des Dritten Reichs, die ihm zeitlebens viel Kritik einbrachte.
Nach 1945 gründete Pinnau Büros in Frankfurt und Hamburg, wo er zunächst wiederum für wohlhabende Auftraggeber – so auch für die Familien Oetker, Onassis und der Scheich von Kuweit – Wohnhäuser entwarf bzw. umbaute. Bald plante er auch Schiffe und errichtete große Industrie- und Verwaltungsgebäude. Klare moderne Gebäude, gerastert aus Stahl und Glas, wie beispielsweise der „Olympic Tower“ in New York und die Hauptverwaltung der Reederei Hamburg Süd an der Ost-West-Straße, sind für seine Architektur stilprägend.
1973/74 richtete er sein Büro in dem klassizistischen früheren Wohnhaus von Christian Frederik Hansen an der Palmaille ein, dem eine behutsame Restaurierung des Objektes vorausging. Diese besondere Wertschätzung klassizistischer Formen zeigt sich schließlich in einer seiner letzten Arbeiten: seinem privaten Wohnhaus in Blankenese, das ganz in der Tradition dieser Stilepoche steht.